Alois Feichtinger im Interview
In der Serie "Innviertler Eindrücke - Schiedsrichter hautnah" werden jeden Donnerstag und Sonntag Vorstandsmitglieder, Schiedsrichter und Beobachter aus der Schiedsrichtergruppe Innviertel in den Mittelpunkt gestellt. Dieses Mal stellte sich die gute Seele der Trainingsgruppe Neukirchen, Alois Feichtinger, den Fragen von Sebastian Aichner.
Kurzvorstellung
» Name: Alois Feichtinger
» Alter: 59 Jahre
» Beruf: Pensionist
» Höchste Liga als Referee: 1. Klasse, aktuell 2. Klasse
» Gruppenfunktion: Schiedsrichter
Interview
Wann und wie bist du zur Schiedsrichterei gekommen?
Ich habe eine äußerst interessante Laufbahn: Schon als kleiner Junge habe ich an der Linie assistiert und mich dann mit 16 Jahren, im Herbst 1978 entschlossen, einen Hilfsschiedsrichterkurs zu machen. 1989 war mir Hilfsschiri aber zu wenig, weshalb die Ausbildung zum Verbandsschiri folgte. 1991 bis 2000 war ich dann aber aus diversen Gründen wieder "nur" HSR und seit 2001 bis jetzt wieder Verbandsschiedsrichter. Ich bin also 42 Jahre lang durchgehend als Referee auf dem grünen Rechteck im Einsatz.
Was war dein absolutes Karrierehighlight als Referee?
Nach 42 Jahren hier jetzt ein Highlight rauszupicken ist echt schwierig. Wenn ich mich aber für eines entscheiden muss, wäre dies ein Spiel, welches ich aufgrund meiner Qualifikation nie leiten hätte dürfen: Altheim gegen Gmunden, Landesliga gegen OÖ-Liga, lautete dieses Duell. Eigentlich wollte ich das Spiel nur als Zuseher verfolgen, aber da der besetzte Schiri nicht erschien, hat meine Stunde geschlagen. Ohne Probleme brachte ich dieses Spiel zu Ende. Nicht unerwähnt sollten aber auch meine Einsätze bei Vöcklamarkt gegen LASK mit Ivo Vastic, USK Anif gegen 1860 München oder auch das Match der Mattigtalauswahl gegen die SV Ried bleiben, an welche ich mich sehr gerne zurück erinnere.
Was war dein schönstes Erlebnis als Schiedsrichter?
Hierbei würde ich gerne ein für mich besonderes Match erwähnen: Oberwang gegen Mondsee, ein Derby in der 2. Klasse Süd, welches es schon ewig nicht mehr gegeben hat vorher. Drei Mal zeigte ich auf den ominösen Punkt, das Match endete mit 3:2. Nach dem Schlusspfiff bekam ich von den knapp 500 anwesenden Zuschauern Applaus und Standing Ovation. Ein sehr schönes Gefühl.
Wie oben bereits erwähnt, bist du ja schon seit Jahrzehnten Schiedsrichter. Wie hat sich das Schiedsrichterwesen im Laufe der Zeit verändert bzw. was sind die gravierendsten Änderungen?
Ganz, ganz klar die Administration. Die „Jungen“ lachen immer, wenn ich von früheren Zeiten erzähle. Die Besetzung entnahmen wir am Freitag der Zeitung, der Spiel- und Ausschlussbericht wurde auf Papier geschrieben und dann zur Post gebracht. In der heutigen Zeit unvorstellbar. Der „Blechtrottel“, wie der PC von mir auch gerne genannt wird, bzw. generell die digitale Welt bringen aber auch Nachteile mit sich. Unmutsäußerungen von Vereinsseite gegenüber dem Offiziellen werden schon während des Spiels ins Handy getippt und sofort auf „absenden“ gedrückt. Früher mussten Briefe geschrieben, etikettiert und zur Post gebracht werden. Dies geschah dann meistens erst am nächsten Tag und die Funktionäre schliefen nochmals eine Nacht drüber und dachten nach, ob sich das Ganze überhaupt lohnt. Heute wird einfach geschrieben und meist ohne groß Nachzudenken abgesendet. Vielleicht denkt der Ein oder Andere darüber nach, wenn er diese Zeilen liest.
Auch regeltechnisch hat sich einiges getan, vieles wurde verkompliziert und somit wurde es für uns nicht immer leichter. Hierbei denke ich sehr gerne an Abseits oder die Handspielregelung, die trotz VAR meiner Meinung nach nicht immer richtig gelöst wird.
Auch die Disziplin bei den Nachwuchsspielern lässt heutzutage bei manchen sehr zu wünschen übrig. Früher hatte man Respekt vor Schiedsrichtern oder generell den Erwachsenen, heutzutage ist das leider nicht mehr bei jedem so. Vielleicht sollten da wir Schiedsrichter härter durchgreifen, dem Ein oder Anderen scheint die blaue Karte einfach egal zu sein. Erwähnen möchte ich hier aber nochmals extra, dass ich das nicht allgemein auf die Jugend beziehe, wie gesagt – bei manchen ist das so.
Auch die Einstellung der Eltern hat sich gravierend geändert. Einige wissen nicht, wie man sich am Fußballplatz zu benehmen hat, speziell bei einem Jugend- oder Kinderspiel. Was da teilweise zu hören ist, ist echt zum Fremdschämen. Früher hat es sowas nicht gegeben. Unseren jungen Schiedsrichtern zolle ich auch deshalb meinen höchsten Respekt, wenn sie anfangs Woche für Woche, vielleicht auch noch mit wenig Selbstvertrauen ausgestattet, Nachwuchsspiele pfeifen und dann solche Kommentare von den Eltern zu hören kriegen. Eltern sollten Vorbilder für unsere Zukunft sein. Wenn die Kinder nichts anderes sehen oder hören, wie sollen sie es dann lernen?
Wenn du deine Karriere nochmal von vorne starten könntest, würdest du etwas anders machen oder alles gleich belassen? - Wenn ja, warum?
Ich würde sofort den Verbandsschiedsrichter machen und nicht die Zeit mit dem Hilfsschiedsrichter "vergeuden". Im Nachhinein muss ich auch sagen, dass es gut gewesen wäre, wenn mich der Trainingsplatz öfter zu Gesicht bekommen hätte. "Da innere Schweinehund is ah Graus!"
Erster Einfall zu ...
... Straßwalchen: Gesunde Gemeinde, Wohnort
... Hermine: Bezaubernde Frau an meiner Seite
... TSV 1860 München: Lieblingsverein meines Schwagers, in mir fließt rotes Münchner Blut ;)
... Gruppe Innviertel: Zweite Familie, wir sind dort sehr gut aufgehoben, immer alle hilfsbereit
... Freunde: Sehr wichtig, leider von mir in letzter Zeit ein wenig vernachlässigt
... Spritzer weiß: Im Sommer mein Erfrischungsgetränk
... Onkel Loisi: Mein Spitzname bei den jungen Kollegen